Der Weg zur Wirklichkeit geht über Bilder.
Elias Canetti
Es gibt ja den schönen Spruch: "Was man schwarz auf weiß besitzt, kann man getrost nach Hause tragen." Letzte Woche fiel mir wieder ein, dass ich als Kind auch viel nach Hause getragen haben, wenn es auch meistens bunt war und nicht schwarz-weiß. Ich habe in der 5. Klasse begonnen Postkarten zu sammeln, zum Beispiel von allen Orten die ich besucht habe.
Das waren zur damaligen Zeit überschaubare Orte, denn besonders oft oder besonders weit bin ich nicht gereist. Sehr gut erinnere ich mich aber an den Besuch des Hohentwiehl, einem Berg mit einer sehr großen Burg in der Nähe des Bodensees. Mit den Postkarten davon hatte ich das Gefühl, dass er jetzt ein bisschen auch mir gehört und ich konnte beim Betrachten der Fotos in Gedanken dorthin zurück reisen.
Als dann in der Schule Postkarten vom deutschen Tierschutzbund mit Fotos von Tieren verkauft wurden, hatte ich auch den Eindruck, nicht nur das Foto zu kaufen, sondern das Pferd, den Hund oder die Katze mit in den Schulranzen zu packen. Ich habe diese Karten geliebt und gehütet wie einen Schatz.
Vielleicht lieben wir Bilder so, weil sie uns erlauben davon zu träumen, dass sie ein Teil unseres Lebens wären, obwohl ja alles nur eine Illusion ist. Ein Foto ist nur ein Stück Papier mit Farbe darauf und doch kann es für uns so viel mehr sein: es kann uns Mut machen, Freude und Hoffnung geben, Trost schenken und Motivieren. Gibt es nicht so manches, das wir erst als Foto hatten, bevor wir es uns tatsächlich einmal kaufen konnten?
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