Wer die Perspektive ändert, sieht die Dinge in einem ganz anderen Licht.
Karl Friedrich Schinkel
Man muss nur einen Nachmittag an einem Krankenbett im Krankenhaus sitzen und schon bekommt man für vieles einen anderen Blick. Ein lieber Mensch, der früher genauso Lebenslustig, engagiert und motiviert war wie ich, hat kaum mehr die Kraft einen Becher zu halten, um daraus zu trinken.
Ist es tatsächlich wichtig, ob ich 5 kg mehr oder weniger wiege? Kommt es darauf an, ein tolles Auto zu fahren, sind die Kleinigkeiten, über die ich mich tagsüber schon mal ärgere, tatsächlich wert, dass ich meine Lebensenergie damit verschwende?
Ist es nicht ein Geschenk, dass ich jeden Tag zur Arbeit fahren kann? Ist es nicht wunderbar, das zu Kochen, worauf ich gerade Lust und Zeit habe und von niemandem vorgegeben zu bekommen, was heute auf dem Plan steht?
Dieser Nachmittag am Bett eines Schwerkranken hat mein schön gebautes Kartenhaus dessen, was wirklich wichtig ist, einfach mal umgestürzt. Ich sitze vor meinem Haufen und überlege neu, woraus ich mein nächsten Haus wieder aufbauen möchte. Viele Karten, die zuvor sehr wichtig gewesen sind, bleiben jetzt einfach unbedeutend liegen.
Und ich bin mir bewusst, dass es nur ein Kartenhaus ist, an dem ich baue. Ein Windstoß des Lebens kann alles wieder zum Einsturz bringen. Doch, es ist wichtig, dass wir immer wieder weiter bauen und wir sollten auch Freude daran haben, wenn das Kartenhaus nach oben wächst und uns neue Aussichten beschert.
Aber manche Karten möchte ich für immer aus meinem Lebensspiel aussortieren. Es geht zum Beispiel um die Fragen: Bin ich gut genug, bin ich schön genug, bin ich schlank genug? Bin ich erfolgreich genug, habe ich genügend Likes, bin ich besser als andere? Bei diesen Spielen spiele ich nicht mehr mit, denn sie sind einfach eine Lebensverschwendung.
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