Am Ende ist uns wohler, wenn wir nicht soviel von der Welt wollen
und das, was sie uns freiwillig gibt, als gelegentlichen Fund betrachten.
Gottfried Keller
Mitten im Wald stand dieses Kerzenglas auf einem abgesägten Baumstumpf. Einfach so, mitten im Schnee. Wer hat es wohl dahin gestellt und warum? Wenn da jemand Weihnachten im Wald gefeiert hat, warum hat er es dann nicht mehr mitgenommen?
Für mich war es eine schöne Überraschung und ein wunderbares Fotomotiv. Der Schnee hatte genau die richtige Höhe und die Schneeflocken klebten in passender Verteilung am roten Band. Wenn ich das hätte gestalten müssen, hätte ich es niemals so hinbekommen.
Jetzt musste ich es nur entdecken, fotografieren und geniessen. Das ist ein kleines Beispiel dafür, wie wir im Leben oft beschenkt werden, mit etwas das wir nicht selbst gemacht haben und mit Dingen, die wir uns nicht "verdient" haben. Es kommt aber darauf an sie zu entdecken.
Als ich an diesem Tag durch den Wald ging, waren sehr viele Menschen unterwegs. Die meisten sind aber achtlos an diesem Glas vorbei gelaufen und ich weiss nicht, ob sie es überhaupt entdeckt haben. Dort hin gegangen ist jedenfalls niemand vor mir, denn es waren keine Spuren im Schnee...
Natürlich interessiert sich nicht jeder fürs Fotografieren so wie ich. Aber selbst wenn ich keinen Fotoapparat dabei gehabt hätte, hätte ich mir das genauer angesehen und mich darüber gefreut. Es kommt darauf an, das Besondere auch zu entdecken.
Wie schnell merken wir die Sachen die uns ärgern oder nerven, oder das was uns fehlt. Das fällt uns immer sofort auf. Ich möchte lernen das was gut ist zu zählen und die kleinen und großen Schönheiten im Leben zu erkennen, damit ich nicht achtlos daran vorbei laufe.
Wir finden ja oft das, was wir suchen. Dieses Jahr möchte ich die schönen Überraschungen suchen und mit dem Unerwarteten rechnen.
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