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AutorenbildChristine Nöh

Stahlskelett


Nicht auf die Fassade kommt es an,

sondern auf die Schätze im Innern.

Jeanne Moreau


Gestern habe ich eine Doku über ein Hausboot gesehen, das zwei Männer gekauft haben, weil es einem verstorbenen berühmten Musiker gehörte und sie daraus ein schwimmendes Studio bauen wollten. Eigentlich wollten sie fast alles so lassen und nur ein bisschen streichen und kleine Ecken restaurieren.


Nach und nach haben sie jedoch festgestellt, dass sie immer mehr rausreissen mussten, weil hinter der Fassade Wasser in alle Ecken gelaufen ist. Am Ende hatten sie ein Stahlgerippe, das eigentlich auch Schrott war. Sie hätte vorher mal besser einen Experten gefragt.


Sie mussten sogar die ganze alte Farbe abschleifen, denn sonst hätte sich der Rost unter der Farbe weiter gefressen und das ganze Schiff wäre einfach zusammen gebröselt.


Mit viel Geld und viel Arbeit haben sie es geschafft aus dem Schrotthaufen ein wunderschönes Hausboot zu bauen, aber eigentlich wäre es billiger und einfacher gewesen, wenn sie es ganz neu gemacht hätten.


Wie leicht fallen wir Menschen auf Fassaden rein. Auf das schöne Etikett bei der Weinflasche, auf das Markensymbol bei der Kleidung, auf die Schönheit der geschminkten Gesichter und auf die scheinbare Freundlichkeit dessen, der unser Geld möchte.


Wir können nicht alles wissen und alles durchschauen. Manchmal ist es gut Experten zu fragen. Den Weinhändler bei der Flaschen Wein und den Bootsbauer beim Beurteilen eines Hausbootes. Manchmal ist es auch einfach wichtig, sich Zeit zu nehmen, denn manchen Schrott erkennt man erst, wenn man sich länger damit beschäftigt hat.


Deshalb ist Geduld und gutes Nachdenken für alle wichtigen Entscheidungen unglaublich wichtig. Tatsächlich braucht man manchmal Jahre, um zu erkennen, was tatsächlich hinter manchen Fassaden steckt. Und doch kann man auch mit Ausdauer und dem nötigen Kleingeld aus einem Schrottskelett wieder etwas wunderschönes bauen.


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