Wohin auch immer wir reisen, wir suchen, wovon wir träumten,
und finden doch stets nur uns selbst.
Günter Kunert
Neue Untersuchungen haben ergeben, dass das Reisen für die Deutschen die neue Nummer eins im Leben ist. Früher war es das Auto, denn es wurde alles gespart, damit man ein besonderes oder neues Auto kaufen konnte. Jetzt wird mehr Wert darauf gelegt öfter und weiter zu Reisen und zu dem "normalen" Sommerurlaub kommen noch weitere andere Kurzreisen auf den Plan.
Je nach Geldbeutel kommen dann zur exklusiven Jahresfernreise noch Skiurlaub, Wellnesswochenenden und Städtetrips dazu. Da ich selbst gerne reise, kann ich das gut verstehen. Ich merke aber auch, dass wir oft den Maßstab verloren haben. Wir denken, das ist alles normal, weil es ja "alle" so machen. Aber das ist es nicht. Es ist ein großer Luxus, den sich die Menschen vor 30 Jahren meistens noch kein bisschen erlauben konnten.
So wie die Kuh vergißt, dass sie ein Kälbchen gewesen ist, vergessen wir ganz schnell, wie es uns noch vor 30, 40 oder 50 Jahren gegangen ist. Wir sehen die gewonnenen Möglichkeiten als normalen Standard und sind enttäuscht, wenn wir diesen nicht halten oder besser noch verbessern können. Dabei vergessen wir oft, uns darüber zu freuen, was wir schon alles erlebt haben.
So wie man früher, das Auto mit dem des Nachbarn verglichen hat und man sich nur gut fühlte, wenn es ein bisschen neuer oder besser war, so vergleicht man heute die Reisen mit anderen. Es gibt aber immer jemand der exotischer, weiter oder öfter verreist und schon sind wir unzufrieden mit dem was wir haben.
So sind natürlich nicht alle Menschen, aber es geht vielen so. Hinzu kommen die tausenden Posts im Internet, die uns täglich zeigen, wo es denn auch noch schön ist und was man unbedingt auch noch machen möchte.
Aber genauso, wie ein neues Auto keinen neuen Menschen aus uns machte, so verändern auch die Reisen uns nicht grundsätzlich, denn wir nehmen uns selbst ja überall hin mit. Wenn ich mit mir selbst zufrieden bin, dann kann ich überall hinfahren und glücklich sein. Wenn ich aber in mir Unzufriedenheit habe, dann wird mich auch der schönste Ort nicht glücklich machen.
Das Finden unseres Glückes findet nicht auf den Malediven statt, sondern in unserem Herzen und Denken. Mit dieser Reise muss ich nicht bis zum nächsten Urlaub warten. Sie kann heute schon beginnen.
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