Wenn du kritisiert wirst, dann musst du irgend etwas richtig machen. Denn man greift nur denjenigen an, der den Ball hat.
Bruce Lee
Bist du kritikfähig? Ich muss ganz klar sagen, dass ich es nicht bin. Kritik verletzt mich, ich bin empfindlich und ich nehme es persönlich. Da bin ich genauso, wie ich nicht sein sollte. Es wird heute erwartet, dass man Kritik annimmt und daraus lernt, ohne es persönlich zu nehmen.
Nun muss ich es aber differenzierter betrachten. Nicht alle Kritik trifft mich so hart. Wenn mir etwas nicht wichtig ist, dann ist es mir egal, wenn andere das dann nicht gut finden, oder wenn ich mich für etwas bewusst entschieden habe, dann lasse ich mich von der Kritik von anderen nicht so leicht aus der Ruhe bringen. Wenn ich etwas vergessen habe, dann trifft mich Kritik ein bisschen, weil ich dann ja merke, dass ich es verbockt habe und dann bin ich eher sauer auf mich selbst, dass ich es vergessen konnte.
Wenn ich aber an etwas lange und intensiv gearbeitet habe und mein Bestes gegeben habe und einer findet dann ein Haar in der Suppe, dann bin ich wirklich nicht kritikfähig. Wenn ich wochenlang an einem Bild gemalt habe und jemand kommt dann und sagt, dass ein bestimmtes Detail im Bild nicht stimmt, dann kann ich diese Kritik nicht offen annehmen. Dann fühle ich mich davon verletzt und nicht richtig wahrgenommen.
Es geht besser, wenn erst gesagt wird, was alles gut ist, und dann noch eine Kleinigkeit dazu kommt, die nicht so gut ist. Aber direkt zu sagen, das stimmt nicht, das geht bei mir gar nicht. Vielleicht bin ich tatsächlich besonders empfindlich, das ist ja nichts neues. Ich habe auch viele Jahre versucht daran zu arbeiten, weil es einem ja überall gesagt wird, dass man kritikfähig sein soll.
Aber wirklich viel geändert hat sich bei mir in diesem Punkt nichts. Und vielleicht ist diese Forderung ja auch falsch. Vielleicht darf ich ja auch von unangemessener Kritik verletzt sein, vielleicht ist Kritikfähigkeit ja nur eine Forderung, dass man besser ins System passt, dass man sich leichter anpasst und nicht aus der Reihe tanzt.
Vielleicht gehört es bei mir dazu, dass ich eben empfindlich bin und gerade da auch gewisse Stärken habe. Wenn ich mir meine Empfindsamkeit abgewöhne, dann verliere ich automatisch auch das feine Gespür, das in anderen Situationen auch sehr hilfreich sein kann. Nebenbei bemerkt, sind manche Menschen, die von einem selbst Kritikfähigkeit fordernd und reichlich Kritik austeilen, oft selbst überhaupt nicht in der Lage selbst mit Kritik umzugehen. Sie sind aber in einer gehobenen Position und können sich das dann erlauben.
Ich selbst vertrage keine Kritik, nein und ich bin auch sehr empfindlich. Ich möchte aber lernen, dass ich mir nicht einen ganzen Tag vermiesen lasse, durch die Kritik von anderen. Ich ärgere mich, ich bin verletzt, aber an diesen Gefühlen möchte ich nicht festhalten. Und das ist nun doch etwas, das ich dazu gelernt habe. Ich muss diesen Ärger über Kritik nicht tage- und wochenlang mit mir rumtragen und ihn immer wieder raus holen. Ich möchte ihn zur Seite legen und mit etwas Erfreulichem weitermachen.
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