Gestern habe ich im Wald diesen alten knorrigen Baum entdeckt, inmitten eines jungen Buchenhaines. Die Frage, wie dieser alte Baum zwischen all die gertenschlanken, jungen Buche kommt, ist schnell beantwortet. Denn wenn in manchen Wäldern Bäume gefällt werden, lässt man alte Bäume als Schattenbäume stehen, damit die jungen, neuen Pflänzchen geschützt werden.
Dass ausgerechnet dieser knorrige verdrehte Baum stehen blieb, ist auch kein Wunder, denn mit diesem Holz konnte der Förster nichts mehr verdienen.
Mir fiel dieser Baum aber gerade durch seine bizarre Form ins Auge und die Zeichen der Zeit, die man gut an ihm erkennen kann, machen seine Schönheit und Einzigartigkeit aus.Wie gerne würde ich die Geschichten dieses Lebens hören, und was hätte dieser Baum nicht alles zu erzählen.
Ich denke, dass unglaublich viele Menschen anstreben, so zu sein, wie die geraden, schlanken, jungen Buchen. Sie streben nach Schönheit, einer guten Figur und einem tollen Aussehen und Ansehen. Dabei werden die Menschen, die nur nach ihrem Äusseren beurteilt werden, austauschbar, wie die geraden Buchen im Wald.
Wenn wir uns zu sehr auf das optische konzentrieren, dann vergessen wir die Schönheit die in uns liegt und die nur durch unsere Persönlichkeit zum Ausdruck kommen kann. Ich sollte mich viel mehr darum kümmern, was es in mir ist, das mich ausmacht, was mich begeistert und was meine Begabungen sind. Was ist es, das meine Seele zum Klingen bringt? Denn wenn ein Mensch von innen her leuchtet, dann überstrahlt das jegliche äußeren, scheinbaren "Makel".
Stellt dir vor, wie interessant ein Wald wäre, wenn lauter unterschiedliche, einzigartige Bäume darin wachsen würden. Man käme aus dem Staunen über diese Vielfalt nicht heraus. Stell dir vor, jeder Mensch würde das sein, was in ihm steckt, wieviel reicher wäre unser aller Leben.
Was wäre, wenn wir unser Leben lang anstreben, was wir nicht sein können, um irgendwann zu entdecken, dass wir nie waren, was wir sind....
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