Das Neue wird immer im Schmerz geboren.
Graham Green
Gestern war ich mal wieder im ehemaligen Wald unterwegs. Dort, wo vor einem Jahr noch hohe Fichten standen ist nun eine riesige Kahlfläche. Aber eigentlich ist es nicht richtig, diese Fläche kahl zu nennen, denn neben den Baumstümpfen und herumliegenden Ästen sprießt das neue Leben.
Große Gebiete sind mit Fingerhutblumen bedeckt und bringen viele Farbkleckse in die vorherige braune Landschaft. Wie lange haben die Samen dieser Pflanzen in der Erde auf ihren Auftritt gewartet? So lange der Wald dicht und dunkel war, hatten sie keine Chance zum Wachsen. Aber nun steht der offene Himmel über ihnen und die Blumen entfalten ihre volle Pracht.
Das Waldsterben der Fichten hat erschreckendes Ausmass und vor allem für die Waldbesitzer ist es sehr schmerzhaft. Aber es bietet die Chance für etwas Neues, Anderes. Wenn ich die abgeholzten Flächen sehe, finde ich das nicht nur traurig, sondern ich sehe auch die Möglichkeit für eine ganz andere Natur, für einen anderen Wald mit größerer Vielfalt und mehr Lebensraum für andere Pflanzen und Tiere.
So ist jedes Ende im Leben, auch die Möglichkeit für etwas ganz Neues. Etwas, das vorher gar nicht da war und von dem man nicht gedacht hätte, dass es Platz in unserem Leben hat. Vielleicht muss man erst man noch einige alte Baumstämme zur Seite räumen, aber in den Lücken spriesst schon etwas auf.
Es ist auch gut, wenn ich am Ende eines Lebensabschnittes nicht nur zurückblicke und mich daran festhalte, wie schön es doch mal war und dass ich es genau so wieder haben möchte. Dann entdecke ich nämlich die positiven Veränderungen gar nicht. Ich weiss ja gar nicht, welche Samen in der Dunkelheit der vielen Jahren darauf gewartete haben, dass endlich genügend Licht zur Verfügung steht, damit sie endlich wachsen können.
Was auch immer bei dir zu Ende geht, oder zu Ende ist. Ich wünsche dir, dass bei dir ganz viel Neues wächst, mit dem du gar nicht gerechnet hattest.
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