Fast immer schlägt die Motivation das große Talent.
Norman R. Augustine
Vor kurzem habe ich eine neues Handyspiel entdeckt, das genau auf mich zugeschnitten ist. Es geht darum Koi Karpfen zu züchten und immer neue Muster zu finden. Das Spiel ist sehr ruhig mit wunderschöner Kulisse und immer genau so schwierig, dass man es gerade so schafft. Schon nach kürzester Zeit bin ich in den Suchtmodus gewechselt, denn es war sehr motivierend wenn ich eine neue Erfolgsstufe erreicht habe.
Jeder kleine Erfolg brachte einen schönen kleinen Dopaminkick, so dass man direkt weiter machen wollte. Da ich ja Ferien hatte, konnte ich mich mal so richtig schön darin versenken. Aber mein Präfronaler Cortex ist auch sehr stark und hat mir am zweiten Tag klar gemacht, dass es Zeitverschwendung ist. Es ist ja mal schön, zur Entspannung ein Spiel zu spielen. Es gibt einem das Gefühl etwas erreicht zu haben, aber eigentlich hat sich in der Wirklichkeit ja nichts verändert, außer dass man lange auf den Bildschirm gestarrt hat.
Viele Spiele haben das Potenzial, dass sie uns aus unserer Umgebung heraussaugen und einem das Gefühl geben tatsächlich etwas zu schaffen. Mit regelmäßigen Dopamin Belohnungskicks halten sie einen am Ball und man braucht ja immer mehr davon, damit man noch die Wirkung spürt. Irgendwann wird der Sog des Spieles so groß, dass einem das wirkliches Leben dagegen langweilig und farblos erscheint.
Kurzfristig bin ich immer mal wieder in ein Spiel abgesackt, aber bei mir war die Außenwelt immer stark genug, dass ich nicht ganz darin verloren gehe. Das erste mal war als Teenager im Urlaub bei meinem Cousin. Was mich damals gerettet hatte, war die Tatsache, dass ich eben zu Hause keinen Computer zum Spielen hatte. Vielleicht wäre ich sonst für immer in der digitalen Spielewelt abgedriftet.
Heute merke ich ziemlich schnell, wenn ein Spiel die Kontrolle übernehmen will und ich habe als wirksamste Methode gefunden, das Spiel zunächst gar nicht mehr zu spielen. Ich kann mir aber gut vorstellen wie schwierig es für junge Menschen ist, das selbst im Griff zu behalten. Ich würde fast behaupten, dass es unmöglich ist, denn soviel Dopamin, wie solch ein Spiel ausschütten kann, findet man in der realen Welt kaum.
Das klingt jetzt ziemlich hoffnungslos. Wir können aber mit guten Freundschaften, sportlichen Aktivitäten und gestalterischen Herausforderungen, das Leben so gut für die jungen Menschen machen, dass das echte Leben besser bleibt, als die Zeit vor dem Bildschirm. Das ist auf jeden Fall etwas, das nicht ganz einfach ist, aber das sich enorm lohnt.
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