Es sind die Lebenden, die den Toten die Augen verschließen.
Es sind die Toten, die den Lebenden die Augen öffnen.
Slawisches Sprichwort
Gestern habe ich leider erfahren, dass ein Schüler, den ich noch vor 2 Jahren in Kunst hatte, leider verstorben ist. Das war wirklich ein Schreck für mich. Ich erinnere mich gut, an das Bild, das er im Unterricht gemalt hatte: eine Landschaft in Japan mit rosa blühenden Kirschbäumen und einen Fluss in der Mitte.
Das Bild vermittelte Hoffnung, Freude über den Frühling und war für einen Jungen als Motiv eher ungewöhnlich. Jetzt ist dieser junge Mensch einfach nicht mehr da und stand doch eigentlich noch ganz am Anfang seines Lebens. Es ist so, als ob die Kirschbäume während dem Erblühen abgesägt worden wären, ohne die Chance gehabt zu haben, Früchte zu bringen.
Jeden Tag sterben unendlich viele Menschen viel zu jung. Wir hören die Zahlen und wissen davon. Aber doch ist es immer etwas anderes, wenn man jemand kannte, wenn der Namen ein Gesicht hat und eine Geschichte, die einen mit ihm verbindet.
Dann wird man wieder wirklich wach und es öffnet einem die Augen für das Leben, für das was uns umgibt und das was vielleicht wirklich wichtig ist. Es fordert mich auch heraus, was ich in den wenigen Stunden, die ich mit meinen Schülern verbringe, tatsächlich an sie weitergebe.
Ich hoffe, dass es immer mehr Hoffnung für ein gutes Leben ist und Mut dazu, den eigenen Weg zu gehen und Vertrauen darauf, dass vieles gut wird, auch wenn es gerade mal nicht so gut aussieht.
Ob jemand die Komplimentärfarben kennt, ist nicht entscheidend für das Leben, aber ob jemand Lebensmut und Lebensfreude hat, ob jemand den Wert von sich selbst und seine Einzigartigkeit erkennt, darauf kommt es vielleicht in manchen Momenten des Lebens wirklich an.
Nein, es geht nicht darum, alles richtig zu machen und gut zu können, es geht nicht darum, keine Fehler zu machen. Es geht nicht um gute Noten oder gutes Aussehen. Es geht darum, meinem inneren Wesen Ausdruck zu geben und meinen Weg im Leben zu gehen.
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