Die besten Liebesbriefe entstehen, wenn man vorher nicht weiß, was man schreiben wird, und hinterher nicht weiß, was man geschrieben hat.
Gestern habe ich meiner Tochter beim Flyer austragen im Nachbarort geholfen. Ich brauchte sowieso ein bisschen Bewegung und so kam mir das gerade richtig. Eigentlich hatte ich nur ein paar Strassen zu machen und das sah auf der Karte aus, wie ein Klacks.
Als ich jedoch von einem Haus zum anderen ging, immer Treppen rauf und Treppen runter, die Briefkästen suchend, habe ich gemerkt, wie mühsam diese Arbeit sein kann. Manche haben den Briefkasten auf der anderen Seite des Hauses, so dass man komplett um das Haus herum gehen muss, und dann möglicherweise noch etliche Treppen hinauf oder hinab.
Über Briefkästen habe ich mir vorher noch nie Gedanken gemacht. Jetzt wusste ich plötzlich jeden Briefkasten zu schätzen, der nahe an der Strasse war und bei den man ohne viel Mühe direkt entdecken konnte.
Wir sind es so gewohnt, dass wir möglichst wenig Mühe haben wollen, um an unsere Post zu kommen und erwarten, dass der Bote uns so weit wie möglich Schritte abnimmt. In Skandinavien ist das ganz anders. Da stehen die Briefkästen an den Strassen und man muss weit laufen, oder fahren, um sich selbst die Post dort abzuholen.
So gesehen leben wir in einem besonderen Luxus und wissen es oft gar nicht zu schätzen, weil es eben normal ist und immer schon so war. Heute ist eine gute Gelegenheit, um sich über diese Selbstverständlichkeit mal so richtig zu freuen und dankbar zu sein. Und wenn wir ein bisschen darüber nachdenken, vielleicht fällt uns dann noch so manches andere ein, woran wir erkennen könnten, wie gut es uns geht, was uns aber gar nicht auffällt, weil es schon immer so war.
Viele Kleinigkeiten fallen uns erst dann auf, wenn wir sie nicht mehr haben. Deshalb ist heute ein guter Tag um dankbar für die Kleinigkeiten zu sein, denn sie machen einen großen Teil unseres Lebens aus.
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