Man darf nicht verlernen, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen.
Henry Matisse
Gestern war plötzlich Frühling. Wir haben die erste Radtour gemacht und ich hatte dazu tatsächlich nur meine dünne Jacke an. Ich konnte es erst selbst kaum glauben, dass es so schnell warm geworden ist. Die erste Tour war sehr überschaubar, zur Krokusblüte am Oberen Schloss. Es war genau der richtige Zeitpunkt. Alle Krokusse blühten in den unterschiedlichsten Farben und nur einige wenige liessen schon die Blätter hängen.
Während ich vertieft war, einige Fotos zu machen, kam ein kleines Mädchen angerannt. Sie rief ihrem Vater zu, der ihr folgte: "Schau wie schön das ist, wie schön die Blumen sind! So schön war meine Welt noch nie! So schön war meine Welt noch nie!"
Ich war völlig überrascht von dieser Begeisterung. Natürlich fand ich die Blumen auch schön, aber hatte ich sie nicht schon hunderte mal so gesehen? Habe ich mich so daran gewöhnt, dass es eben wieder blüht im Frühling, dass ich ganz gelassen bleibe. Dieser Satz: "So schön war meine Welt noch nie!" hat sich tief in meinem Herzen eingebrannt.
Es ist gut, wenn wir Kinder haben, denn sie zeigen uns, dass man über so vieles begeistert sein kann, das wir so ganz selbstverständlich nehmen. Kinder lehren uns, noch immer das Gute zu entdecken und sich darüber zu freuen. Wir denken vielleicht im Moment: "So schwierig war meine Welt noch nie". Aber der aufbrechende Frühling sagt uns, dass wir nicht den Mut verlieren sollen, dass es immer wieder einen Neuanfang gibt und dass es sich lohnt, wenn wir uns schon über die kleinen Dinge freuen können.
Vielleicht können wir keine besonderen Reisen machen, keine großen Feste feiern, aber wir können eine Sonnenuntergang bewundern, den Vögeln beim Singen zu hören und die Zeit nutzen, um etwas Neues zu lernen. Wir können jetzt noch einmal neu entdecken, die Welt mit den Augen eines Kindes zu sehen und so wie ein Kind zu vertrauen, dass die Zukunft noch vor uns liegt.
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